Amenda ist ein typisches Familienunternehmen. Wann begann die Familie, Sie auf Ihre jetzige Position vorzubereiten?
Sebastian Amenda: Eigentlich würde man sagen, bei einem „Unternehmerkind“ beginnt das bereits im Kleinkindalter. Bei uns war das nicht so, ich hatte eine ganz normale Kindheit. Die Besonderheit war nur, dass wir einen riesigen Abenteuerspielplatz zur Verfügung hatten. Erst als ich ungefähr 20 Jahre alt und absehbar war, dass mein Vater irgendwann in Rente gehen würde, haben wir in der Familie darüber beraten, wie es weitergehen könnte. Dann wurden die Weichen entsprechend gestellt.
Trotzdem dürfte es noch viele Überraschungen gegeben haben oder geben. Vieles – wie beispielsweise politische Entscheidungen, die die Rahmenbedingungen stark verändern – lassen sich ja nur schwer vorhersagen. Aktuell wäre hier die Erhöhung der Lkw-Maut zu nennen.
Aber es gibt ja noch viele andere „Baustellen“: Die notwendigen Transformationsprozesse bei den Antriebskonzepten für Nutzfahrzeuge, die Flut von negativen Nachrichten aus dem Bereich Infrastruktur, fehlende Parkplätze, ausufernde Bürokratie und nicht zuletzt ein gravierender Mangel an Fahrerinnen und Fahrern – schlafen Sie gut in diesen Tagen?
Sebastian Amenda: Klar, es gibt viele Probleme, aber ich schlafe trotzdem sehr gut. Was vor allem am Wissen liegt, dass wir sehr gute und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Das schließt die komplette Belegschaft ein – von den Fahrerinnen und Fahrern über das Büropersonal bis hin zur Werkstatt. Ein zweiter Faktor ist die Familie, auf die hundertprozentiger Verlass ist. Wenn ich da rufe, werde ich von allen nach Kräften unterstützt. Von daher bin ich mir sicher, dass wir auch große Krisenzeiten überstehen werden.
Wie lassen sich die angesprochenen Probleme bewältigen oder anders gefragt: Was macht ein Transportunternehmen heute erfolgreich?
Sebastian Amenda: Das ist heute nicht viel anders als in früheren Jahren: Man muss anpassungsfähig und flexibel bleiben, sowie schnell auf die Anforderungen des Marktes reagieren. Eines der entscheidenden Themen ist dabei, seine Kosten im Griff zu haben.
Wobei man seine Kosten ja nicht immer im Griff haben kann – Stichwort Mauterhöhung. Da wird ja oft versucht, das ganz oder zum großen Teil auf die Transportunternehmen abzuwälzen.
Sebastian Amenda: Ja, das stimmt. Aber man hat natürlich im Griff, wie man sich aufstellt. Dazu gehört, dass man diversifiziert, sich nicht nur auf einen großen Kunden verlässt und auch auf die Bonität der Kunden achtet. Wir haben vor diesem Hintergrund das große Glück, dass unsere Kunden schon auf ein faires Miteinander achten.
Was kann ein Unternehmen wie Amenda tun, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden? Reicht Geld allein – also ein guter Lohn – um dem Fahrermangel zu begegnen? Wie schaut es zum Beispiel im Bereich Werkstatt mit dem Fachkräftemangel aus?
Sebastian Amenda: Wir verspüren den Mangel hauptsächlich bei den Fahrerinnen und Fahrern, wofür ich aktuell auch keine Lösungsmöglichkeit sehe. Fachkräfte können wir derzeit noch in ausreichendem Maß rekrutieren. Geld ist ein wichtiger Faktor, aber nicht mehr der allein entscheidende. Vielen Fahrerinnen und Fahrern sind inzwischen die Arbeitsplatzsicherheit und ein vernünftiges Verhältnis von Arbeits- und Freizeit wichtig. Berufskraftfahrerinnen und Berufskraftfahrer wollen heute auch ihre geregelten Arbeitszeiten, pünktlich Feierabend haben und die Freizeit mit ihrer Familie
verbringen. Wir stellen fest, dass Touren mit höherer Kilometerlaufleistung zunehmend unattraktiv werden, selbst wenn es dafür eine Prämie gibt. Es ist wichtiger rechtzeitig daheim bei ihren Familien zu sein.
Stichwort Transformationsprozesse: Bei Amenda hat die Elektromobilität in Form mehrerer batterieelektrisch angetriebener Pkw Einzug gehalten. Was tut sich auf diesem Feld in nächster Zukunft in ihrem Unternehmen, welche Pläne haben Sie im Bereich alternativer Antriebe? Und glauben Sie, dass die gravierende Mauterhöhung den E-Trucks einen Schub geben wird?
Sebastian Amenda: Wir glauben, dass der Diesel-Lkw aussterben wird und planen deshalb entsprechend. Wobei aber nach unserer Meinung noch nicht ausgemacht ist, welcher Antrieb es dann in Zukunft sein wird. Wir werden uns aber auf alles einstellen und in einem ersten Schritt alle Standorte mit Ladesäulen ausrüsten, weil zumindest ein Teil der Transporte mit Elektrofahrzeugen abgewickelt werden kann und wird. Ich gehe davon aus, dass wir in ein bis zwei Jahren die ersten batteriebetriebenen Lkw im Fuhrpark haben werden. Wir werden aber bestrebt sein, viel Strom mit eigenen Solaranlagen zu produzieren. Nicht zuletzt, weil sich die Strompreise weiter nach oben bewegen dürften.
Lassen Sie uns einen Blick in die Zukunft werfen: Wo sehen Sie das Transportunternehmen Amenda in fünf Jahren? Lassen sich angesichts der branchenspezifischen Probleme und vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Veränderungen überhaupt seriöse Prognosen machen?
Sebastian Amenda: Ich hoffe, dass wir dann mindestens ebenso gut dastehen werden wie jetzt.
Klar, die Rahmenbedingungen in Deutschland sind schwierig. Aber: wir haben ein gutes Team, mit dem wir auch die Transformationsprozesse erfolgreich bewältigen und den politischen oder geopolitischen Rahmenbedingungen trotzen und uns erfolgreich am Markt behaupten können.
Der Arbeitskräftemangel, neue IT-Systeme, Dekarbonisierung und künstliche Intelligenz prägen inzwischen unseren Alltag. Für die Dekarbonisierung der Wirtschaft werden wir alternative Kraftstoffe wie HVO100 und Lkw mit neuen Antriebsarten einsetzen und unsere aktuellen Transportkonzepte komplett neu überdenken müssen.
Gerade in den aktuellen Zeiten ist es wichtiger denn je innovativ, anpassungsfähig und flexibel zu bleiben sowie nachhaltig zu handeln. Mit Blick auf die anstehenden Herausforderungen verfolgen wir in allen Bereichen eine klare Strategie und haben Ziele definiert, um unseren Kunden auch zukünftig eine zuverlässige und nachhaltige Dienstleistung gewährleisten zu können.